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Selbsthilfe
Was ist Selbsthilfe?
Selbsthilfe und Selbstorganisation gehören in unserer Gesellschaft zu den traditionellen Bewältigungsformen von Krankheit, Behinderung und psychosozialen Problemen.
Selbsthilfeaktivitäten kann man nach individueller und gemeinschaftlicher Selbsthilfe unterscheiden. Individuelle Selbsthilfe ist beispielsweise die selbständige und verantwortliche Einnahme von Medikamenten oder die Anwendung bewährter Hausmittel ohne Hinzuziehung von ärztlicher Hilfe. Darüber hinaus ist aber auch die aktive Verringerung krankheitsfördernden Verhaltens gemeint, z.B. von übertriebener Schonung hin bis zu einem förderlichen Gesundheitsverhalten wie angemessene körperliche Aktivitäten.
Bei der gemeinschaftlichen Selbsthilfe schließen sich Menschen mit gleichen Problemen außerhalb ihrer Familie zusammen, um sich gegenseitig zu helfen. Die überwiegende Mehrheit der Selbsthilfegruppen gibt es rund um die Themen Erkrankung und Behinderung. Selbsthilfegruppen für Schmerzpatienten haben u. a. die Bewältigung der körperlichen, psychischen und sozialen Probleme im Rahmen ihrer Erkrankung zum Ziel.
Für alle Selbsthilfegruppen gilt das Teilen des gemeinsamen Schicksals in der Gruppe. Es ermöglicht den Gruppenmitgliedern eine besondere Form von Verständnis, wechselseitiger Unterstützung und Solidarität. Die gemeinsame Betroffenheit ist es, die oftmals motiviert, in der eigenen Sache aktiv zu werden: "Endlich bin ich nicht mehr allein, es gibt noch andere, denen es genauso geht wie mir.“
Was leisten Selbsthilfegruppen, und was können sie nicht?
Selbsthilfegruppen haben im Gesundheits- und Sozialbereich wichtige Aufgaben übernommen und sind aus dem sozialen Netzwerk nicht mehr wegzudenken.
Diese gemeinschaftliche Selbsthilfe findet innerhalb selbst organisierter, eigenverantwortlicher Gruppen statt, in denen sich Betroffene einschließlich ihrer Angehörigen zusammenschließen. Die Aktivitäten richten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten bzw. Behinderungen und/oder psychischen Problemen durch Gespräche mit gegenseitiger Hilfestellung. Somit kann die Veränderung persönlicher Lebensumstände verbessert werden.
Darüber hinaus vertreten Selbsthilfegruppen in unterschiedlichem Grad die Interessen ihrer Mitglieder nach außen. Das reicht von Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit über die Unterstützung von Forschungsprojekten bis hin zur politischen Interessenvertretung. Selbsthilfegruppen ersetzen keine medizinische Behandlung, können diese aber sinnvoll ergänzen. Sie stärken die Eigenkompetenz der Betroffenen.
Wie arbeiten Selbsthilfegruppen?
Das offene und vertrauensvolle Gespräch und der Informationsaustausch spielen immer eine zentrale Rolle. Eine typische Organisations- und Arbeitsweise einer Selbsthilfegruppe ist die folgende:
Jede Gruppe durchläuft verschiedene Phasen. Anfängliche Ängste und Unsicherheiten werden dadurch überwunden, dass sich jede/r mit seinen Bedenken, Gefühlen und Konflikten einbringt. Mit der Zeit entstehen ein starkes Gruppengefühl und eine Atmosphäre von Vertrauen und Geborgenheit.
Selbsthilfeorganisationen, Selbsthilfekontaktstellen, Online-Selbsthilfe
Gefahren für Selbsthilfegruppen
In Deutschland ist die öffentliche Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei den Konsumenten verboten. Deswegen suchen immer mehr Anbieter aus der Pharmaindustrie bzw. Medizingerätehersteller Kontakte in die Selbsthilfegruppen, indem sie beispielsweise als finanzielle Sponsoren auftreten. Diese Handlungsweise wird auch als „Direktmarketing“ bezeichnet. Transparenz, vor allem über die Geldflüsse, ist ein Mittel, um die Glaubwürdigkeit der gemeinschaftlichen Selbsthilfe zu stärken. Es gibt Selbsthilfeorganisationen, die grundsätzlich nicht mit der Industrie zusammenarbeiten.
Selbsthilfe-Gruppen für Schmerzpatienten
Selbsthilfegruppen (SHG) für Schmerzpatienten gibt es für einzelne, chronische Erkrankungen. Hierzu zählen SHG für Rückenschmerzen, Fibromyalgie, Kopfschmerzen und Migräne, Gesichtsschmerzen, Rheuma, Arthrose, Schmerz nach Operationen, Schmerzen nach zahnärztlichen Eingriffen, CRPS, Nervenschmerzen (z. B. im Rahmen einer Diabeteserkrankung), Schmerzen bei Krebs und Bauchschmerzen.
Daneben existieren viele SHG, die allgemein für Betroffene (und möglicherweise deren Angehörige) mit chronische Schmerzen jeglicher Art und Ursache offen sind.