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Journal Club 23.09.2020
Vortragende: Marie Schwartz, UKE Klinik für Anästhesiologie, Schmerzpsychologie
Vorgestellter Artikel:
Deceptive and Nondeceptive Placebos to Reduce Pain An Experimental Study in Healthy Individuals
Die Autoren legen dar, dass der analgetische Placebo Effekt sehr stark sein kann und Potential für die Behandlung von chronischen Schmerzpatient*innen birgt. Hier ist die offene Gabe von Placebos Tabletten („open label placebos“ oder „non-deceptive placebos“) eine Möglichkeit den Placebo Effekt ethisch vertretbar auszunutzen. Die Wirksamkeit dieser offen vergebenen Placebos konnte z.B. für chronische Rückenschmerzpatienten nachgewiesen werden (Carvalho et. al. 2016, Kleine-Borgmann et. al. 2019). Die folgenden Forschungsfragen wollten die Autoren in dieser Studie beantworten: Wirksamkeit im nicht-klinischen Setting, Vergleich zu verdeckt gegebenen Placebos („deceptive Placebos“) sowie die Frage nach zugrundeliegenden Wirkmechanismen. Die Autoren postulieren, dass es 2 verschiedene Wirkmechanismen bei der Auslösung des Placebo Effekts durch offen vergebene Placebos gibt: Erwartung und Hoffnung. Dabei definieren sie Erwartung als hohe Wahrscheinlichkeit, dass das gewünschte Ereignis (Schmerzlinderung) eintritt und Hoffnung als geringe Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis eintritt. Dabei ist Erwartung ein eher kognitiver Prozess während Hoffnung eher emotional ist. Daraus ergeben sich 4 Gruppen: 1. Verdeckt vergebene Placebos 2. Offen vergebene Placebos mit hoher Erwartung 3. Offen vergebene Placebos mit hoher Hoffnung 4. Gruppe „keine Behandlung“. Die Bedingungen Erwartung und Hoffnung wurde mit dementsprechenden Instruktionen ausgelöst und mit von den Autoren selbst entwickelten Fragebögen gemessen. In einem Hitzereiz Paradigma wurden 117 Probanden ohne chronische Schmerzstörung in allen Gruppen außer der Gruppe „Keine Behandlung“ mit einer wirkungslosen Placebo Creme behandelt. Alle aktiven Behandlungsgruppen hatten eine signifikant erhöhte Schmerztoleranz gegenüber der „Keine Behandlung“ Gruppe, wobei es unter den aktiven Behandlungsgruppen keinen Unterschied gab. Nur die Gruppe „verdeckt vergebene Placebos“ berichtete von einer geringeren Schmerzintensität und weniger unangenehmen Schmerzreizen. Die Autoren interpretieren ihre Ergebnisse dahingehend, dass offen vergebene Placebos in nicht-klinische Settings mit Teilnehmern ohne chronische Schmerzstörungen einen schwächeren analgetische Placebo Effekt auslösen als verdeckt vergebene Placebos.
Kube, T., Rief, W., Vivell, M. B., Schäfer, N. L., Vermillion, T., Körfer, K., & Glombiewski, J. A. (2020). Deceptive and nondeceptive pLacebos to reduce pain: an experimentaL study in heaLthy individuaLs. The Clinical journal of pain, 36(2), 68-79.
Carvalho C, Caetano JM, Cunha L, et al. Open-label placebo treatment in chronic low back pain: a randomized controlled trial. Pain. 2016;157:2766–2772.
Kleine-Borgmann, J., Schmidt, K., Hellmann, A., & Bingel, U. (2019). Effects of open-label placebo on pain, functional disability, and spine mobility in patients with chronic back pain: a randomized controlled trial. Pain, 160(12), 2891-2897.