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Tiefenpsychologische Behandlung
Neben der Verhaltenstherapie gibt es ein weiteres von den Krankenkassen genehmigtes Behandlungsverfahren, das als „tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie“ bezeichnet wird. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) beruht auf den theoretischen Grundlagen der von Sigmund Freud begründeten und später weiterentwickelten Psychoanalyse. „Tiefenpsychologie“ verweist u.a. auf die unbewussten, verdrängten bzw. unverarbeiteten Konflikte aus der Vergangenheit, die sich durch ihren andauernden Einfluss auch heute noch auf unser Erleben negativ auswirken können.
Tiefenpsychologisch orientierte Diagnostik
Bei der Behandlung chronischer Schmerzen steht, wie bei allen anderen Verfahren, zunächst die diagnostische Abklärung im Vordergrund. Zwei wichtige Voraussetzungen für diese vertrauliche Zusammenarbeit von Patient und Therapeut sind, dass der Patient sich mit seinen Schmerzen ernst genommen fühlt und dass er zu einer Betrachtung seiner chronischen Schmerzen unter „bio-psycho-sozialen“ Gesichtspunkten bereit ist. Diese „ganzheitliche“ Betrachtung („Körper – Geist – Seele“) einer Schmerzkrankheit versteht sich nicht als letztes Mittel, wenn nichts anderes mehr hilft, sondern ist eine wichtige Ergänzung zur körperlichen Untersuchung. Es kann deshalb notwendig sein, dass der Therapie eine „Informationsphase“ vorgeschaltet wird, um zunächst die bio-psycho-sozialen Zusammenhänge von Schmerzen nachvollziehbar zu machen.
Bei der diagnostischen Klärung wird geschaut, ob es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Beginn der Schmerzen und einem lebensgeschichtlich bedeutsamen Ereignis oder Lebensabschnitt gibt (u.a. Todesfall, Kündigung, Scheidung, Hausbau, Pflegefall).
Für die tiefenpsychologisch orientierte Diagnostik ist auch wichtig, ob es in den Entwicklungsphasen von Kindheit und Jugend Hinweise auf Überforderungen, Ängste oder Depressionen gibt, da sie eine spätere Chronifizierung von Schmerzen begünstigen können oder sogar zur Ursache einer psychosomatischen Schmerzkrankheit beitragen.
Darüber hinaus wird geprüft, ob lang anhaltender körperlicher, psychischer oder sozialer Stress der letzten Jahre oder Monate für die Aufrechterhaltung der Schmerzen verantwortlich ist. Aus diesem Grunde achtet der Therapeut besonders auf „schwelende“ Konflikte in Beruf oder Familie, auf „überspielte“ Kränkungen und „verleugnete“ (Selbst-) Überforderung.
Zwei therapeutische Wege: aufdeckend oder bewältigungsorientiert
Die diagnostische Klärung gibt der Therapie eine Richtung. Die anschließende Therapie kann dann zwei Richtungen einschlagen: entweder den „aufdeckenden“ Weg oder ein „bewältigungsorientiertes“ Vorgehen.
Beim aufdeckenden Weg wird versucht, verdrängtes Erleben und die damit verbundenen belastenden Gefühle bewusst zu machen, um sie einer bewussten Verarbeitung zuzuführen. Diese erlebt der Mensch als „tiefe Entlastung“, kann sich besser akzeptieren und Verhaltensalternativen finden, um sich beispielsweise anders als durch Schmerz vor Überforderung zu schützen.
Beim zweiten Weg des bewältigungsorientierten Vorgehens wird versucht, im Hier und Jetzt Möglichkeiten zu finden, nicht vom eigenen Schmerz vereinnahmt zu werden und trotz Anwesenheit von Schmerz ein aktives, zufriedenstellendes Leben zu führen. Dazu gehört eine gewisse Änderungsbereitschaft, zum Beispiel hinsichtlich einer realistischen Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und Grenzen.
Ablauf und Zeitrahmen
Derzeit stehen einer "Tiefenpsychologisch-fundierten Psychotherapie" (TP) max. 120 Sitzungen zur Verfügung, deren Kosten von der Krankenkasse erstattet werden. Normalerweise wird die TP einmal wöchentlich a`50 Minuten durchgeführt.
Die Behandlung kann in Einzelgesprächen oder in der Gruppe stattfinden. Gegen Ende der Therapie werden die Sitzungen „ausgeschlichen“, d.h., der Abstand zwischen den Sitzungen z.B. auf vier oder sechs Wochen vergrößert, was individuell zwischen Patient und Therapeut vereinbart wird. Viele Patienten können sich zunächst nicht vorstellen,einem oder mehreren fremden Menschen gegenüber offen von ihrer Lebensgeschichte zu erzählen. Doch im Verlauf bestätigen viele, wie gut es tut, sich jemandem, der nicht zur Familie gehört, anzuvertrauen und durch die Gruppe zu erfahren, dass man „mit seinem Problem nicht allein ist“.