Biofeedback

Eine hohe autonome oder zentralnervöse Erregung kann Schmerzzustände auslösen. Diese Erregung kann als Folge von Angst vor Schmerzen, einer gedrückten Stimmung (Depression), Ärger oder Aufregung entstehen. Daher lassen sich Schmerzen auch lindern, indem diese Erregung vermindert wird. Dazu kann Biofeedback eingesetzt werden.

Wie funktioniert Biofeedback?

Zunächst wird die im Körper vorhandene Aktivität gemessen. Dazu werden beispielsweise Elektroden an das von Schmerz betroffene Körperteil angeschlossen. Dieser Vorgang ist vollkommen schmerzfrei und ungefährlich. Die gemessenen körperlichen Prozesse werden dann kontinuierlich mit einem akustischen (hörbaren) oder visuellen (sichtbaren) Signal an den Patienten rückgemeldet. Der Patient wendet dieses Signal an, um sein Erregungsniveau zu kontrollieren und in die gewünschte Richtung zu verändern. Das kann sehr schnell gelingen, teilweise kann es auch mehrere Sitzungen dauern.
 

Einsatz bei Bluthochdruck:
Biofeedback ist bei Patienten mit Bluthochdruck sehr effektiv: Der systolische Blutdruck wird als Tonsignal kontinuierlich rückgemeldet. Wenn er ansteigt, wird der Ton höher, und umgekehrt. Durch Biofeedback kann man innerhalb von 10–20 Minuten lernen, seinen Blutdruck um etwa 20 mmHg zu regulieren, indem man systematisch Vorstellungen ausprobiert, die entweder beruhigen oder aufregen. Je nach Vorstellung reagiert der Körper mit einer entsprechenden Blutdruckänderun

Biofeedback in der Schmerzbehandlung

Auch bei Schmerzen ist das Biofeedbacktraining sehr wirksam. Der Patient lernt eine verbesserte Selbstregulation.

Rückenschmerz

Hier wird beispielsweise die mit den starken Schmerzen oft verbundene Muskelverspannung gemessen und dem Patienten als wahrnehmbares Signal rückgemeldet. Durch Entspannungstechniken oder das Vorstellen beruhigender Situationen übt er, diese Verspannung zu beeinflussen.

Neuropathische Schmerzen

Dabei hat sich die Rückmeldung der Körpertemperatur in der betroffenen Region bewährt. Die Hauttemperatur wird über Sensoren gemessen. Dabei soll der Patient versuchen, die Hauttemperatur zu vermindern, da sich so häufig auch die Schmerzwahrnehmung vermindert.

Spannungskopfschmerz und Migräne

Hier ist es das elektrische Erregungsniveau des Stirn- bzw. Nackenmuskels, das dem Patienten in Form eines akustischen und/oder optischen Signals rückgemeldet wird (EMG-Biofeedback). Ziel ist es wiederum, das aktuelle muskuläre Erregungsniveau durch Entspannung zu vermindern, auch unter Belastungs- und Stresssituationen. Außerdem soll der Patient lernen, den Anspannungszustand der Muskulatur besser wahrzunehmen, damit künftig ganz auf den Einsatz von Biofeedback verzichtet werden kann.

Auf die Bewältigung des akuten Migräneanfalls zielt das sogenannte Vasokonstriktionstraining (Training der Gefäßverengung) ab. Dabei wird die Gefäßweite der Schläfenarterie mittels Infrarotmessung über den Blutvolumenpuls (= die Menge Blut, die in einer bestimmten Zeiteinheit durch das Gefäß fließt) bestimmt. Durch unmittelbare Rückmeldung an den Patienten trainiert er, die Schläfenarterie zu verengen. Zunächst wird die Gefäßverengung im schmerzfreien Zeitraum eingeübt. Später können diese Strategien zur Gefäßverengung bei den ersten Anzeichen eines echten Migräneanfalls angewendet werden, um die Kopfschmerzattacke abzumildern oder gar zu verhindern.

In einigen Studien, vor allem bei kindlicher Migräne, hat sich das Handerwärmungstraining (thermales Biofeedback) als wirkungsvoll erwiesen. Das Kind lernt dabei, die Hauttemperatur an den Händen durch Rückmeldung der Temperatur willentlich zu erhöhen, was physiologisch durch eine Blutumverteilung gelingt. Durch regelmäßiges Üben kann die Häufigkeit von Migräneanfällen vermindert werden.
 

Übrigens
Beim Biofeedback wird ein normalerweise nicht spürbarer körperlicher Vorgang gemessen und als ein gut wahrnehmbares Signal „rückgemeldet“. Über diese Rückmeldung kann der Patient lernen, ihn willentlich zu beeinflussen.


Wie wirksam ist Biofeedback?

Durch Biofeedbackverfahren lassen sich die Schmerzen um 50 bis 60% lindern, was einer medikamentösen Behandlung vergleichbar ist. Man darf aber nicht verschweigen, dass die Behandlung wesentlich länger dauert (etwa 20 bis 40 Sitzungen) und damit erst nach Wochen ein Effekt spürbar wird. Die Wirkung ist aber im Vergleich zur medikamentösen Behandlung viel nachhaltiger. Es wird empfohlen, alle sechs bis zwölf Monate eine „Auffrischsitzung“ zu machen, um den Effekt dauerhaft zu stabilisieren. Positiv zu werten ist zudem, dass keine Nebenwirkungen auftreten.

Was kostet die Behandlung?

Zurzeit ist die Biofeedbackbehandlung eine Zusatzleistung, die gelegentlich im Rahmen einer Verhaltenstherapie angewendet oder als eigenständige Maßnahme durchgeführt wird. In letzterem Fall muss der Patient einen Teil der Kosten der Behandlung selbst tragen.
 

WebTipp
Nähere Informationen zu Biofeedback bei Kopfschmerz und Hilfe bei der Therapeutensuche gibt es auf der Webseite der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft www.dmkg.de, der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback www.dgbfb.de und bei den Psychotherapeutenkammern.

Mit bestem Dank an den Autor Peter Kropp