Medikamente bei Gewebeschmerzen

Gewebeschmerzen sind die häufigsten Schmerzen und werden fachmedizinisch auch als nozizeptive Schmerzen bezeichnet. Hierbei können Schmerznerven in allen Geweben des Körpers reagieren. Zu diesen Gewebeschmerzen zählen beispielsweise Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Bauchschmerzen und viele mehr. Zur Behandlung von Gewebeschmerzen werden Medikamente eingesetzt, die zu den „leichteren“ Schmerzmitteln gehören und meist direkt am Entstehungsort der Schmerzen wirken. Hier finden sich unterschiedliche Wirkstoffe mit unterschiedlichen Ansatzpunkten.

Eine Gruppe sind die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Der Name dieser Wirkstoffgruppe beschreibt, dass diese Medikamente sich chemisch nicht von Steroiden herleiten, also Kortison-ähnlichen Substanzen. Diese Medikamente sind nicht nur schmerzstillend, sondern auch stark entzündungshemmend und haben deshalb eine besondere Wirkung gegen rheumatische Beschwerden. Im Körper hemmen NSAR die Entstehung von Prostaglandinen. Diese sind Botenstoffe einer Entzündung und sind Auslöser von Entzündungsschmerzen am Ort der Schmerzentstehung, beispielsweise einer Gelenkschwellung nach einer Sportverletzung. Daher eignen sie sich besonders gut bei allen Arten von Schmerzen, die durch eine entzündliche Veränderung ausgelöst werden, wie z.B. Rheuma, wenn es aufgrund einer falschen Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems gegen Gelenkbestandteile kommt. Die bekanntesten Vertreter sind Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac und Ibuprofen. Diese Medikamentengruppe kann sehr effektiv sein, aber bei längerem Gebrauch über Wochen erhebliche Nebenwirkungen aufweisen. Häufige und schwerwiegende Nebenwirkungen sind Entzündungen und Blutungen der Schleimhaut von Magen und Darm. Diese Komplikation tritt oft unbemerkt vom Patienten auf und kann durch den Blutverlust sehr bedrohlich werden. Die neueren Medikamente dieser Gruppe, die Coxibe, sind deutlich besser magenverträglich. Trotzdem kann es auch durch die Einnahme von Coxiben zu Blutungen im Magen oder Darmbereich kommen. Bei längerer Einnahme von NSAR und Coxiben besteht bei vorbelasteten Patienten ein erhöhtes Risiko für das Auslösen eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes. Deshalb gilt besonders für Herzpatienten Vorsicht bei der Einnahme dieser Medikamente. NSAR und Coxibe können zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen, die zumeist auf die Dauer der Einnahme begrenzt ist. Wenn über lange Zeit sehr große Mengen von NSAR eingenommen werden (im Bereich von einem oder mehreren Kilogramm) kann ein Ausfall der Nierenfunktion eintreten, so dass eine Blutwäsche mittels Dialyse erfolgen muss.
 

Grundsätzlich und auch wegen des Risikos für Herz-/Kreislaufereignisse sollte eine längere Einnahme mit dem behandelnden Arzt sorgfältig abgewogen werden.

Weitere Schmerzmittel, die am Ort der Schmerzentstehung im Gewebe wirken, sind Paracetamol und Metamizol. Der Wirkstoff Metamizol wird auch als Novaminsulfon bezeichnet. Diese Substanzen wirken nicht entzündungshemmend, sind aber bei allen Schmerzformen einsetzbar. Paracetamol ist das schwächste Schmerzmittel. Es zeigt aber ebenso wie Metamizol und Ibuprofen eine gute fiebersenkende Wirkung.

In höheren Dosierungen kann Paracetamol eine Leberschädigung hervorrufen, weshalb eine Dosierung von 4 g täglich nicht überschritten werden sollte. Metamizol/Novaminsulfon hat eine entspannende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt, weshalb es häufig bei Bauchschmerzen oder Krämpfen der Gallenwege sowie ableitenden Harnwege eingesetzt wird. Es ist in der Regel gut verträglich. Beim Einnehmen des Medikaments in Tropfenform kann es wegen des Geschmacks zu Übelkeit kommen, die verschwindet, wenn auf Tabletten umgestellt wird. Weitere Nebenwirkungen sind vermehrtes Schwitzen und eine Abnahme des Blutdrucks. Es gibt eine seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung, die mit einem Abfall der weißen Blutkörperchen einhergeht. Dieser Abfall geht mit einer Schwächung der körpereigenen Abwehr (Immunsystem) einher, so dass es zu fieberhaften Infekten kommen kann. Deshalb sollte bei längerem Gebrauch und dem Auftreten einer Entzündung eine Blutentnahme mit Blutbildkontrolle erfolgen.
 

Mit bestem Dank an die Autoren Sonja Hiddemann, Roman Rolke